Methodologie

Methodologie
Wissenschaftstheorie, Metatheorie. 1. Begriff: Wissenschaftstheoretische Grundlage und Methodik der Erkenntnisgewinnung.
- 2. Wissenschaftstheoretische Aufgabe: Jede Theorie beruht in ihrer Entstehung auf der Anwendung einer bestimmten Methode der Erkenntnisgewinnung. Dabei existieren unterschiedliche Methoden der Theoriegewinnung. Die M. als Wissenschaft von der Wissenschaft systematisiert die Methodenvielfalt und versucht, eine allgemein gültige und -verbindliche Methode zu entwickeln.
- 3. Systematische Gliederung: a) Die rationalistische M. stützt sich auf die Vernunft (Ratio) als Quelle der Erkenntnis. Rationalistische Theorien müssen widerspruchsfrei, präzise, berechenbar und beweisbar sein. Dementsprechend können sie nur durch logische  Deduktion aus vorgegebenen Definitionen und Ableitungsregeln (Axiome) gebildet und nur durch den Nachweis des Verstoßes gegen eine der logischen Ableitungsregeln widerlegt werden.
- b) Die empiristische M. reduziert alle theoretischen Aussagen auf empirisch erfassbare Tatbestände. Empiristische Theorien werden auf induktivem Wege ( Induktion) gewonnen, indem durch Schlussfolgerungen aus Einzelbeobachtungen auf die Gesamtheit der Realität allgemein gültige Sätze gebildet werden. Diese Theoriensätze können, wenn sie objektiv überprüfbar sind, durch widersprechende Beobachtungen widerlegt werden. Bei subjektiven empiristischen M. kann nur der Beobachter selbst seine Erkenntnisse revidieren (Phänomenologie) oder die Gültigkeit durch einen historischen Wandel aufgehoben werden ( Hermeneutik).
- c) Zu synthetischen M. zählt z.B. die Hegelsche Methode der Dialektik. Die bedeutsamste synthetische M. ist die Methode des kritischen Rationalismus, die eine Vereinigung von rational entwickelter Hypothese und empirischen Beobachtungssätzen anstrebt.
- d) Eine Ergänzung der genannten M. stellt die pluralistische M. dar. Sie akzeptiert die Schwächen und Widersprüche aller M. und propagiert deshalb die freie Wahl einer beliebigen Methode der Theoriegewinnung, ohne einer bestimmten M. einen Anspruch auf Dominanz und alleinige Richtigkeit einzuräumen.
- e) In neuerer Zeit werden verstärkt konstruktivistische M. diskutiert. Danach werden Theorien nicht als (semantische) „Abbildungen“ vorgegebener realer Strukturen verstanden, sondern als „erfundene“ Konstrukte, die reale Phänomene beschreiben sollen. Ausgangspunkt jeder Theoriebildung ist nicht die Wirklichkeit, sondern das die jeweilige Theorie konstituierende Problem wie etwa das Problem der sozialen Ordnung.
- 4. Bedeutung: Da es keine alleingültige M. zur Theoriengewinnung gibt, kann mit beliebiger Wahl der M. auch eine entsprechende Zahl von (teilweise sich widersprechenden) Theorien entwickelt werden. Damit wird die Möglichkeit der Dogmatik und Schulenbildung im Wissenschaftsbetrieb eröffnet und die Grenze zwischen Theorie und Ideologie verwischt. Daraus folgt das Problem der Akzeptanz von Theorien, in Verbindung mit dem Problem der Abgrenzung derjenigen, deren Theorienakzeptanz bedeutsam ist.
- Bei der wirtschaftspolitischen Verwendung wissenschaftlicher Theorien ( allgemeine Wirtschaftspolitik) entsteht dadurch eine Verbindung zwischen dem Träger der Wirtschaftspolitik, der die Anwendung einer bestimmten Theorie akzeptiert, seiner Legitimierung zur Entscheidung darüber und der methodologischen Grundlage der Theorie, die sich letztlich auf das Problem der Auswahl einer bestimmten Ideologie reduziert. Damit wird zum großen Teil erklärbar, warum kommunistisch-totalitäre Staaten die subjektivistisch entwickelte Marxistische Theorie als Grundlage ihrer Wirtschaftspolitik nehmen, während demokratische Staaten zur Anwendung von Theorien neigen, die aufgrund kritisch-rationaler Analysen gewonnen wurden.
- Vgl. auch  methodologischer Individualismus,  methodologischer Kollektivismus,  Wissenschaftstheorie. Literatursuche zu "Methodologie" auf www.gabler.de

Lexikon der Economics. 2013.

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